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Musiktherapeutische Supervision für pädagogische Kolleg:innen

Christin Matthes

 

Einführung in den Arbeitsbereich

„Wo Sprache aufhört, fängt Musik an“, dieses Phänomen, das E.T.A. Hoffmann beschreibt kennt auch jede:r pädagogische Kolleg:in, so sind wir mit der Musik immer sehr nah am psychischen Geschehen und den Gefühlen, den eigenen und denen des Gegenübers. Ein supervisorischer Blick von außen kann hier hilfreich sein, um sich des Eigenen einerseits und des Anderen andererseits bewusst zu werden, zu verstehen, die Perspektive zu wechseln und den gemeinsamen Spielraum (wieder) zu spüren und für die Entwicklung nutzen zu können.

 

Die Idee zur Supervision an Musikschulen entstand aufgrund des Wunsches von Instrumentalpädagog:innen, über „schwierige“ Kinder oder auch Unterrichtssituationen zu sprechen, denn immer wieder wird in diesen pädagogischen Situationen deutlich, welch persönlicher emotionaler Gehalt sich in der Musik einerseits und der bedeutsamen Situation des Unterrichtens in einer eins zu eins- oder Gruppensituation andererseits abspielt und darstellt. Die Psychodynamik der Schüler:innen in ihren jeweiligen Lebenssituationen verwoben mit der der Lehrer:innen wird deutlich auch in der musikalischen Begegnung und Gestaltung spürbar. Ein Raum für Reflexion und Verstehen scheint notwendig zu sein, um dieser auftauchenden persönlichen emotionalen Ebene in der jeweiligen Unterrichtssituation gerecht werden und diese professionell miteinbeziehen zu können.

 

Angebotsstrukturen

Ein supervisorisches Angebot kann sowohl für die individuelle Lehrerpersönlichkeit im Einzelsetting, wie auch für einen Fachbereich mit sich ähnelnden Unterrichtsstrukturen sinnvoll sein, um die Qualität und die Motivation am Unterrichten und die Wahrnehmung personaler, interpersonaler und emotionaler Ressourcen zu verbessern und zu unterstützen, so dass die Herausforderungen des Unterrichtsalltags mit einer bewussteren Beziehungsfähigkeit im Verstehen, Einfühlen und Handeln bewältigt werden können.

 

Im musiktherapeutischen Supervisionsprozess geht es um das Erkennen und die Möglichkeit von Entwicklung, Beziehung und eines lebendigen (musikalischen) Miteinanders. Ein Miteinander, in dem auch ein Blick nach innen möglich wird, der sich wiederum nach außen im (gemeinsamen) „Spiel“ ausdrücken kann.

 

Beispiel:

Speziell die Kolleg:innen im Bereich der Elementaren Musikpädagogik waren und sind durch die unglaubliche Vielseitigkeit der Ansprüche, der Verantwortung und dem Anpassen an die Wünsche der unterschiedlichen Einrichtungen, mit dem Gefühl: „Zu Gast zu sein“, ausgesetzt. Hier war ein spezielles supervisorisches Angebot zur Stärkung, zur Unterstützung, zur Reflexion und Weiterentwicklung von Verstehen, Lösen von Konflikten und Entwickeln von Perspektiven, tragfähigen Inhalten und Zielen sinnvoll und wirksam.

 

Methodischer Prozess:

 

Der Verlauf der Supervision lässt sich in Beziehung setzen zum musiktherapeutischen „EBQ - Instrument“, mit der

  • Möglichkeit, einerseits die Themen einer Fachgruppe (gruppensupervisorisch) auftauchen zu lassen, hervorzulocken und dann im (Entwicklungs-) Prozess in ein spielerisches/ lösendes Miteinander zu gelangen, oder der

  • Möglichkeit, andererseits, auf Grundlage der „emotionalen Beziehungsqualität“ auch einzelne (schwierige) Stunden oder Begegnungen mit Schüler:innen (einzel-) supervisorisch zu betrachten, um gemeinsamen Spielraum zu entdecken, zu schaffen und zu erhalten.

Verlauf/ Inhalte der Supervision

  • Auftauchen/ Darstellung der individuellen Schwerpunkte/ Themen mit einer schützenden supervisorischen Haltung, in der Konflikte noch nicht als Konflikte wahrgenommen und angesprochen werden, mit einer frei schwebenden Aufmerksamkeit und einer alles aufsammelnden und haltenden Containerfunktion im Modus 0

  • Auftauchen/ Darstellung der unterschiedlichen Gefühle zu den individuellen Themen, mit Reaktionen und Resonanzen auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen und der supervisorischen Aufgabe, diese Wahrnehmungen miteinander zu verknüpfen und Verbindungen und Parallelen herzustellen, mit einer Integratorfunktion im Modus 1

  • Gemeinsames Teilen der auftauchenden Affekte, mit der supervisorischen Aufgabe sich funktionalisieren zu lassen, sich im Affekt abzustimmen und sich einerseits anstecken zu lassen, doch dann auch herauszutreten, mit der Option, einen Perspektivwechsel, eine Veränderung und den Raum für Wünsche zu öffnen, eine Art Katalysatorfunktion im Modus 2

  • Explorative Haltung/ Umgang mit auftauchenden Ambivalenzen und der supervisorischen Aufgabe der Zeugenfunktion im Modus 3. Ein Selbsterleben und Selbstempfinden soll ermöglicht und bewusstgemacht werden.

  • Anbahnung einer individuellen Lebendigkeit mit der supervisorischen Übernahme der Intermediärfunktion im Modus 4 der Intersubjektivität.

  • Austausch und dialogisches Miteinander in der Interaktivität, Motive werden empathisch ausgetauscht/ übernommen und Konflikte gewagt, ein Hineinfühlen in die jeweils andere Rolle ist möglich und führt zur Entwicklung von gemeinsamen Zielen mit Ansatzpunkten für Veränderungen und Lösungen im dialogischen Miteinander des Modus 5.

  • Interaffektive Begegnung und Transfer im Modus 6 mit dem Spiel in und mit unterschiedlichen Rollen, die miteingebracht und miteinander verwoben werden können, es entsteht ein Sich-Verbinden in einem gemeinsamen Ziel – ein gemeinsames Stück.

 

Feedback

Es wurde deutlich, wie wichtig das gemeinsame Nachdenken, das Sich-Einbringen mit seinen Wahrnehmungen, mit seinen Emotionen ist. Dies kann als eigenes Thema, als geteiltes Thema (als Duett - Terzett - Quartett...), oder auch als Gruppenthema auftauchen. Und wie schön ist es, wenn sich aus einem vielleicht „nicht wahrgenommenen“ Thema, einer vielleicht konzentrierten Nüchternheit, einem vielleicht angespannten Affekt eine neugierige, aufmerksame Haltung, eine Erleichterung, ein positives Involviertsein bis zum freudigen, engagierten und humorvollen gemeinsamen „Spiel“ entwickelt. Ein gutes Miteinander mit der Möglichkeit von Entwicklung muss immer wieder neu bestätigt werden, es muss wachsen mit Kontakt und spielerischen und wertschätzenden Begegnungen mit dem Mut, die eigene Position zu verlassen und die andere zu integrieren und dann miteinander (gedanklich) ins „Spiel“ zu kommen.

 

Literatur

Frohne-Hagemann, I. & Pleß-Adamczyk, H. (2005). Indikation Musiktherapie bei psychischen Problemen im Kindes- und Jugendalter. Göttingen.

Schumacher, K., Calvet, C. & Reimer, S. (2011). Das EBQ-Instrument und seine entwicklungspsychologischen Grundlagen. Göttingen.

Kontakt

 

Arbeitskreis "Musiktherapie in pädagogischen Settings"


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